INN Austausch

Abbildung: Bernd Stöcker: Tanzende, 2015, Gips, Höhe 220 cm (Bernd Stöcker)

Triftern (BY)

INN Austausch

21. September bis 2. November 2025

Alte Post – Haus für zeitgenössische Kunst,
Kunststadl

Graf-Lenberger-Straße 13
D-84371 Triftern

Sa, So: 14:00 – 18:00 Uhr

Führungen: So, 14:00 Uhr

Künstler: Manfred Daringer, Bernd Stöcker

Kurat: Bernd Stöcker, Ursula Fürst

Eintritt frei

Veranstaltung am 3. Oktober 2025:
Eintritt frei (freiwillige Spende)

Manfred Daringer: Mensch in seiner Mitte, o. J., roter Marmor, 36 x 114 cm (Mitglieder des Fotoclubs Aspach; DARINGER Kunstmuseum Aspach)

Kunst

Werke und Künstler in Austausch

Manfred Daringer arbeitete bzw. Bernd Stöcker arbeitet vorwiegend bildhauerisch. Beide Künstler nutzen die räumliche Sprache, um ihre Gedanken, ihre Gefühle und ihre Sicht der Welt zu formulieren.

Die räumliche Sprache ist keine Alltagssprache. Sie geht vielleicht in einigen Formen über die gesprochene oder Schriftsprache hinaus. Sie hat eigene Erfahrungssätze und ist in gewisser Weise dem Ballett ähnlich, welche die Mitteilung auch über den Körper und dessen Bewegungen zum Ausdruck bringt.

Nicht das Detail ist entscheidend, sondern die räumlichen Anordnungen und die Staffelung der Massenverhältnisse einer Komposition. Die abstrakte räumliche Struktur muss das Thema tragen und nicht das Abbild oder das erkennbare Detail. Auch sind gewähltes Material, Oberflächenstruktur und Lichteinfall von Bedeutung.

Die in ihrer klaren Formensprache und Ihrer Aussage sehr dichten Skulpturen Manfred Daringers zeigen die Auseinandersetzung des Künstlers mit den großen Themen des Lebens – Liebe, Leid und Tod.

Für beide Künstler ist ganz wesentlich ist der menschliche Körper, Träger der Aussage in ihrer Kunst. Die Rezeption und Lesbarkeit dieser Werke durch den Betrachter sind so mitgetragen von den Erfahrungen des eigenen Körpers und dem eigenen bildnerischen Gedächtnis. So gibt es bildnerische Archetypen, die den Menschen seit jeher begleiten.

Bernd Stöcker

Bernd Stöcker: Mutter mit Kind, 2013, Gips, Höhe 153 cm, Gips; Mutter mit Kind, 2005, Jerusalem Marmor, Höhe 103 cm (Bernd Stöcker)

Geschichte

Sprache

Auf dem Inn kamen Güter von A nach B, und auch Personentransport war üblich – teurer im reinen Passagierverkehr, günstiger als Mitfahrt auf Frachttransporten. Handels- und Reiseverkehr dürfte mit dazu beigetragen haben, dass im bayerischen Innviertel Impulse aus dem nahen Österreich immer anwesend waren und praktisch laufend aufgenommen wurden. Das wird auch an der Sprache erkennbar.

Sprachlich liegen der niederbayerische Raum am Unteren Inn und das nördliche Innviertel genau in einer Grenzzone zwischen westlichem und östlichem Mittelbairisch. Doch es gab einen Einschnitt, 1779. Im wittelsbachischen Inn-Baiern, mit dem Fürstbistum Passau als mächtigem Nachbarn, hatte man sich an den Dialekten von München als Residenzstadt und Passau als Bischofssitz orientiert.

Nachdem der Inn aber als Grenze definiert worden war, bewegte sich der gemeinsame Dialekt auseinander. Nach 1800 näherte sich das nunmehr österreichische Innviertel sprachlich den Dialekten der Zentren Linz und vor allem Wien an. Dieser Trend setzt sich bis heute fort, auf beiden Seiten – das Niederbayerische wird zunehmend Münchnerisch.

Musik

Eine bestimmte Tanzmusik lässt die „hybride“ Kultur des alten Innviertels spürbar werden. Der Innviertler Landler – wohl Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden – wurde 2013 in der Rubrik „Darstellende Künste in Oberösterreich“ in die Liste Immateriellen Kulturerbes der UNESCO aufgenommen. Diese Form des Landlers, einer „ländlichen“ Tanzmusik, geht auf Innviertler Zechen zurück, Burschenkameradschaften in Dörfern, Märkten und Städten.

Der Innviertler Landler kombiniert Tanz (die „Eicht“) mit einer beschwingten, melodischen Musik, unterlegt mit zeitgenössisch populären Liedtexten. Markant sind ein angehängter oberösterreichischer Jodler („Almer“) und ein „verzogener“ Rhythmus im 3⁄4-Takt (die erste und zweite Zählzeit sind etwas schneller, die dritte etwas gedehnter). Instrumente können sein: Zither, Ziehharmonika, Gitarre, Geige und evtl. Blechbläser.

Tanz

Der Landler-Tanz ist ein choreographierter Rundtanz. Paare schreiten, setzen präzise Hüpfschritte, drehen sich, bilden Armfiguren.

Der Innviertler Landler besteht eigentlich aus mehreren Tänzen, in die auch Elemente der schon im 18. Jahrhundert populären Tänze Polka und Walzer und weitere Elemente der Volksmusik einfließen.

Die Reihe der Tänze: Landler, Vorgeigermelodie mit Triowalzer, Boarischer – eine Polka, G’strichener – ein Streichwalzer. Mit dem Boarischen und dem angehängten Almern werden (nieder)bayerische mit alpenländischen (dem Innviertel nächstgelegen: salzburgischen) Anklängen „gemixt“.

„Volksmusik“ jenseits der Musikindustrie unterlag ab der Mitte des 20. Jahrhunderts rückläufigen Tendenzen. Heute erfährt, auch unterstützt durch kulturelle Förderungen, eine – im besten Sinne volksmusikalischer Tradition – selbstgemachte Volksmusik eine Renaissance.

Austausch

Der Innviertler Landler trägt drent und herent als lebendige regionale Musikpraxis zum kulturellen Austausch bei – wie es Sprache, Musik und Tanz überall auf der Welt tun.

Von der dynamischen Ausdrucksform des Tanzes als Teil von „Erfahrungen des eigenen Körpers“ (Bernd Stöcker) führt eine Linie zur Skulptur als statischer Ausdrucksform für Körperliches.

Skulpturen der beiden Künstler Manfred Daringer und Bernd Stöcker sind im Stadl der Alten Post in Triftern einander gegenübergestellt und gehen in Austausch miteinander. (AS)

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Geschichte: Sprache und Musik
Früher hat das Inn-viertel
zu Bayern gehört.
Früher haben die Menschen
im Inn-viertel ge-redet: wie in Bayern.

Dann ist das Inn-viertel
ein Teil von Österreich geworden.
Dann haben die Menschen
im Inn-viertel ge-redet: wie in Österreich.

Im Inn-viertel gibt es einen Tanz von früher.
Der Tanz heißt: Inn-viertler Landler.
Die Musik zu dem Tanz kommt:
aus Österreich und Bayern.

Kunst: Zwei Künstler in Bayern und Österreich
In dem Ort Triftern in Bayern
ist ein Haus für Aus-stellungen: die Alte Post.
In der Aus-stellung dort: Figuren
von den Künstlern Bernd Stöcker aus Bayern
und Manfred Daringer aus Österreich.

In dem Ort Aspach in Österreich
ist auch ein Haus für Aus-stellungen:
das Daringer Kunst-museum.
In der Aus-stellung dort: Zeichnungen,
auch von den Künstlern
Bernd Stöcker und Manfred Daringer.

So zeigen die zwei Aus-stellungen:
Österreich und Bayern haben viel gemeinsam!

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