INN Nachbarschaft

Abbildung: Elisabeth Watzek: Ohne Titel, 2024, Farbstifte auf Papier, 20 x 20 cm (Mag. art Andrea Hinterberger, KUNST St. Pius)

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Altötting (BY)

INN Nachbarschaft

10. Oktober bis 23. November 2025

Stadtgalerie Altötting

Papst-Benedikt-Platz 3
D-84503 Altötting

Do, Fr: 14:00 – 19:00 Uhr
Sa, So: 12:00 – 17:00 Uhr

Künstler/innen:
Alto Hien, Fritz Hörauf, Stefan Glas, Rudolf Huber-Wilkoff, Christine Perseis, Dominik Dengl sowie Künstler/innen der KUNST St. Pius (St. Pius 3, A-4722 Steegen/Peuerbach; Caritas Oberösterreich)

Kurat: Ksenia Zakrevskaja

Eintritt frei

Stefan Glas: Schattenschlumpf, 2024, Öl auf Leinwand, 140 x 100 cm (Stefan Glas)

Kunst

Künstlerische Verflechtungen am Inn

Wir folgen dem insgesamt 517 km langen Fluss über Niederbayern bis zum Innviertel in Oberösterreich und präsentieren ein Kaleidoskop nachbarschaftlicher Beziehungen, die in die Werke der dort tätigen Kunstschaffenden eingeschrieben sind.

Die geografische Nachbarschaft erzeugt Wechselwirkungen, sie erzwingt und erlaubt einen Dialog. Auch die Nachbarschaft als solche nimmt Einfluss auf die KünstlerInnen.
Die Natur, die Städte und die Provinzen, die Mitmenschen und die lokal praktizierte choix de vie: die beidseits des Inn stationierten Orte sind einzigartig und so auch ihr atmosphärisches Flair.

Dies zeigt sich etwa an den Malereien Alto Hiens, in denen er die philosophische Aufladung der Flusslandschaft als Symbol des Lebens und Quelle der Zivilisation auslotet. Auch für die Kunstpraxis des Maler-Bildhauers Fritz Hörauf spielt sein Lebensraum eine wichtige Rolle. Hörauf kreiert fantastische Landschaften und verwunschene Architekturen. Doch der Bezug zur niederbayerischen (Fluss-) Landschaft bleibt spürbar.

Anders bei Stefan Glas – er flieht durch seine Ölgemälde scheinbar in andere Welten, in denen schemenhafte Tier- und Menschdarstellungen und expressive Farbfelder regieren.

Stefan Glas: Ameisenbär, 2023, Öl auf Leinwand, 100 x 140 cm (Stefan Glas)

Alltägliches wird in Rudolf Huber-Wilkoffs medienübergreifenden Werken zu optischen Signalen transformiert. Ironisch verfremdet, vereint er Bild- und Textvorlagen aus Alltag und Massenmedien zu sinnlich-sachlichen Erzählungen über gesellschaftsübergreifende Modi des Austauschs.

Austausch ist auch das Stichwort für Arbeiten aus der Werkstätte KUNST St. Pius der Caritas Oberösterreich. Die dort tätigen Talente mit Handikap zeigen ihre persönlichen Assoziationen, prägende Momente und Menschen, die sie mit dem Begriff Nachbarschaft verbinden.

Eine weitere Form der Auseinandersetzung mit Nachbarschaft ist die Gestaltung dieser. Christine Perseis und Dominik Dengl arbeiten bildhauerisch und treten durch ihre Kunst-am-Bau-Projekte bzw. ihre ortsspezifischen Großplastiken im Außenraum in direkten Dialog mit ihrer Nachbarschaft. Ob an Stadtplätzen oder Flusswegen – die Kunstwerke greifen in die Orte und den dortigen Lebensalltag ein. Einladend, störend, prägend – diese Tendenz verbindet sie mit den Künstlern Alto Hien und Fritz Hörauf.

Ksenia Zakrevskaja

Fritz Hörauf: Münster am Fluss, 2022, 2 Fassungen, Öl auf Leinwand, 60 x 45 cm (Tuncay Genceller)

Geschichte

Nachbarn

In Inn-Baiern lag die Nachbarschaftsgrenze zu Österreich weit im Hinterland des Inns – im Osten vor dem Hausruck- und Kobernaußerwald, im Süden vor dem Salzburgischen Mondseeland. Nach 1779, als das bayerisch-kurfürstliche Innviertel österreichisch-kaiserlich wurde, wurde der Inn zur politischen Grenze zwischen Nachbarn. Seine Funktion als Raumachse verlor der Inn aber eher allmählich, mit dem Wandel von Infrastrukturen. Trotz vieler ins Land gegangener Veränderungen sind kulturelle Prägung und Nachbarschaft drent und herent lesbar geblieben, auch in der Kunst.

Gotische Größe

Aus dem 15. Jahrhundert stammen viele weithin sichtbare „Landmarken“ von Südostbayern bis ins Innviertel in Oberösterreich. Die wittelsbachischen Reichen Herzöge Heinrich, Ludwig und Georg regierten nacheinander von der Landshuter Burg Trausnitz aus das Teilherzogtum Niederbayern mit dem Innviertel. Sie entfalteten – daher ihr Name – eine kostspielige Repräsentationskultur – auch bei Sakralbauten.

So erhielten nicht nur die Residenzstädte Landshut und Braunau prächtige Kirchen mit hohen Kirchtürmen. Auch Bürger und Adlige in Städten und Märkten hatten Kapazitäten, schöne Kirchen mit hohen Türmen zu bauen – ganz im Stil der Zeit, der später „gotisch“ genannt wurde. Zahlreich zieren sie heute Land und Städte im einstigen Inn-Baiern, allein im Landkreis Rottal-Inn sind es über 140.

Die Landshuter Herrscher waren auch maßgeblich für den Aufschwung der Wallfahrt in Altötting, das lange dem Bistum Salzburg angehörte. Nach 1500 übernahm die Münchner Linie die Macht über ganz Bayern und bestimmte gut hundert Jahre später Altötting zur Grablege für ihre Herzen. Diese repräsentative Stellung trug dazu bei, dass der Architekt Enrico Zucalli den Kapellplatz großzügig barock umgestaltete.

Barocke Pracht

Der Inn-Salzach-Stil des 16. und 17. Jahrhunderts ist eine weitere augenfällige Architektur.

Die Stadtkerne von Braunau, Schärding, Ried im Innkreis, Neuötting und Burghausen zeigen den für Bürgerhäuser in der Großregion beliebten repräsentativen barocken Stil in typischer Weise.

Häuser mit gegliederten und teils stuckverzierten Scheinfassaden vor dem Dach bilden geschlossen wirkende Straßenzeilen und Ensembles. Ihr früher meist kalkweißer Anstrich mag den südlichen Eindruck dieser Gestaltung noch verstärkt haben.

Rokoko und mehr

Künstler, die im 18. Jahrhundert beiderseits des Inns arbeiteten, brachten z. B. die Familien
Modler (Kößlarn) und Schwanthaler (Ried im Innkreis) hervor.

Kunstvolle Arbeiten der Bildhauer- und Stuckateur-Familie Modler finden sich in den Innklöstern Vornbach, Suben und Reichersberg. Ebenfalls im Raum von verbINNdungen ist eine Stuckfassade von Johann Baptist Modler in Obernberg am Inn zu bewundern, am „Wörndlehaus“, Apotheke und Schiffmeisterhaus.

Wörndlehaus, Obernberg OÖ (Detail) (Wolfgang Sauber via Wikimedia Commons)

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/f/f5/Obernerg_am_Inn_-_Modlerhaus_2.jpg Wolfgang Sauber, CC BY-SA 4.0 https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0, via Wikimedia Commons

Die bayerisch-österreichische Künstlerdynastie der Schwanthaler war vom 17. bis ins 19. Jahrhundert in der Großregion und darüber hinaus eine feste Größe; Ludwig Schwanthaler schuf 1850 die Bavaria in München.

Das in verbINNdungen mitwirkende Museum Innviertler Volkskundehaus zeigt in seinem Figurensaal Werke der Schwanthaler, auch zu sehen als digitaler Rundgang (Erich Marschall):
Museum Innviertler Volkskundehaus – Schwanthaler-Saal

(AS)

Martha Sztama: Ohne Titel, 2024, Farbstifte auf Papier, 33 x 46 cm (Mag. art Andrea Hinterberger, KUNST St. Pius)
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Geschichte: Kunst von früher
Heute ist der Fluss Inn die Grenze
zwischen Österreich und Bayern.
Heute ist auf einer Seite vom Inn: Bayern.
Auf der anderen Seite: Österreich.

Früher war der Fluss Inn keine Grenze.
Früher war auf einer Seite vom Inn: Bayern.
Auf der anderen Seite: Auch Bayern!
Denn: Früher war Bayern größer als heute.

Früher hat zu Bayern
auch ein Teil von Österreich gehört:
Das Inn-viertel.

Die Kunst von früher
im Inn-Viertel und in Bayern:

  • Schöne alte Bilder und Figuren
  • Schöne alte Häuser und Kirchen

Kunst: Moderne Kunst
Die Kunst von heute ist: modern!
In der Stadt-Galerie von der Stadt Altötting
ist eine Ausstellung mit modernen Bildern.

Die Bilder haben Künstler und Künstler-innen
aus Bayern und Österreich ge-macht.
Manche von den Künstlern und Künstler-innen
haben ein Handi-kap,
andere haben kein Handi-kap.

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