Abbildung: Alice Dittmar: Innlandschaft, 2021, Kugelschreiber auf Photographie auf Aluverbundplatte, 160 x 120 cm (Alice Dittmar)

Obernberg am Inn (OÖ)
INN Ordnung
2. bis 31. Mai 2026
BURG OBERNBERG
KUNSTHAUS
Bezirksgerichtsgasse 4
A-4982 Obernberg am Inn
Sa, So: 14:00 – 18:00 Uhr
Künstler/innen:
Alois Achatz, Susanne Beurer, Anna Schrems, Alice Dittmar, Julia Dorninger, Monika Dorninger, Dietmar Gruber, Renate Haimerl Brosch, Barbara Muhr, Alzbetha Müller, Johann Polterauer, Eva Priller, Ingrid Pröller, Raimund Reiter, Birgit Szuba, Georg Tassev, Georg Thuringer
Kurat: Mag. Josef Brescher
Eintritt frei

Kunst
INN Ordnung?
Die Welt scheint uns Zeitgenossen zunehmend aus den Fugen zu geraten. „Das ist doch alles nicht mehr in Ordnung…“ – man hört leise Seufzer, die sich in engen Echokammern zum lauten „Ruf nach dem starken Mann“ aufschwingen. Der soll einfach wieder alles „in Ordnung“ bringen.
Chaos und Ordnung sind Grundpfeiler, zwischen denen sich das Gespinst der Welt aufspannen lässt. Mauern und Grenzen bilden jene sichtbaren Ränder, in deren Inneren sich Herrschaftsstrukturen ausgebreitet haben.
Obernberg war als Passauer Enklave beinahe wie eine Nussschale zwischen bayerischen und österreichischen Interessen an den Inn gebaut. Der im wahrsten Sinn des Wortes herausragende Standort am „Grünen Fluss“, einem der wichtigsten Handelsrouten durch die Jahrhunderte, schuf jenen Reichtum, der noch heute dem Marktplatz seine prächtige, barocke Fassung bietet.
Hier, im Wechselspiel von Land, Fluss, Kirche und den Reichen dies- und jenseits des Inns zeigen sich exemplarisch viele der Ordnungsstrukturen, die durch die Geschichte bis heute das Leben der Menschen in der Inn-Region bestimmen. Zugleich aber werden hier besonders auch die Risse und Sprünge im Ordnungsrahmen sichtbar, durch die bisher Unbekanntes, ja Bedrohliches durchschimmert.

Wir laden im KUNSTHAUS zu einer zeitgenössischen Betrachtung jener Spannungen ein, die bestehende Ordnungen aufzeigen und hinterfragen. Die bildende Kunst braucht Rahmen, Ordnung, Struktur um ihren Ideen Gestalt zu geben, zugleich muss sie sich davon lösen und Althergebrachtes hinterfragen.
Zeitgenössische Künstler*Innen und Künstler bespielen das weite Feld zwischen Ordnung und Unordnung mit den Mitteln der bildenden Kunst. „Pantha Rhei“ – Alles fließt? Der Inn auf jeden Fall… Ist das in Ordnung so, INN Ordnung…?
Mag. Josef Brescher

Geschichte
Ländergrenzen und Herrschaftsordnung
Ländergrenzen und Herrschaftsordnung Die feudale Herrschaftsordnung erzeugte Flächen und Übergänge, die sich von heutigen Einteilungen markant unterscheiden: Territorien mit Enklaven, andere Grenzen, ein anderes Sich-Bewegen im Land. Wie entstand so ein Machtmosaik?
Eine Antwort reicht zurück ins 12. und 13. Jahrhundert, als Bayern und Österreich uns halbwegs vertraute Umrisse anzunehmen begannen – aber nur nach außen. Die Fläche der Länder gestaltete sich in ihren Gliederungen ganz anders als heute. Das sollte auch noch lange so bleiben.
Der Stauferkaiser Friedrich I. Barbarossa stellte 1156 zwei wichtige Weichen. Er trennte die babenbergische Markgrafschaft Österreich von Bayern ab und erhob sie als Herzogtum Österreich zum selbständigen Territorium im Heiligen Römischen Reich. Und: Er übergab seinem getreuen Welfenherzog Heinrich dem Löwen das Lehen Bayern. Der Herzog verweigerte dem Kaiser später militärische Unterstützung – ein No Go im Feudalsystem – und wurde 1180 entmachtet. Bayern ging nun an einen neuen Spieler im Machtgefüge, die Wittelsbacher; sie regierten von 1180 bis 1918, der Langzeitrekord unter den Adelshäusern Europas.
Der erste Wittelsbacher von europäischer Bedeutung war der Herzog und spätere römisch-deutsche Kaiser Ludwig der Bayer. Von ihm erwarben die ab 1282 regierenden Habsburger Kärnten und Tirol – ein Meilenstein ihres Aufstiegs im 13. Jahrhundert. Zuvor hatten die Babenberger bereits die einst bairische Steiermark mit dem Herzogtum Österreich verbunden. Inn-Baiern – Teile Südostbayerns und das Innviertel – war von diesen Neuformierungen ausgenommen und blieb weiterhin bayrisch, bis es 1779 Österreich zugeschlagen wurde.

Herrschaftsgrenzen und Landesordnung
Mit der Wahl Rudolfs von Habsburg 1273 zum römisch-deutschen König begann die habsburgische Dominanz über das Heilige Römische Reich. In dessen Machtgefüge wurde ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts die Zentralmacht schwächer und territoriale Machthaber wurden zunehmend stärker. Dies beförderte auch in der Region eine feudale Ausdifferenzierung von Landesflächen in kleinteilige „Fleckenteppiche“.
Weltliche und geistliche Herrschaften im Inn-Salzach-Donauraum besaßen oft je einen Hauptsitz, überwachten und verwalteten ihr Territorium aber über Burgen im Land. Diese wurden oft verpfändet und verkauft, mitunter auch erobert bzw. verloren. Über geschlossene Gebiete zu verfügen, konnte dabei von eher untergeordneter Bedeutung sein. Wichtiger war Einträglichkeit! Lokale Ressourcen, bestenfalls solche wie Salz und Silber, aber auch Holz und Agrarerzeugnisse waren dafür willkommen.
Auch Handelswege, die durch das Gebiet verliefen, waren über Mauterhebungen oder Warenzölle profitabel. Kam regional ein Pass oder ein Fluss mit wenigen Übergängen hinzu, war auch eine große, teure Burg jeden Pfennig wert. Die Burg Obernberg war so ein Fall. Am Übergang einer Nord-Süd-Achse über den Inn, umgeben von herzoglichem Gebiet, lag die Burg Obernberg in einer Enklave des fürstbischöflichen Hochstifts Passau.
Hier musste man dem Bischof von Passau Maut entrichten. An anderer Stelle: dem Herzog; oder dem Kaiser, bei reichsfreien Städten; oder auch einmal einem Hofmarksherren; etc.. Erst im 19. Jahrhundert änderte sich diese Ordnung grundlegend. Viele Länder wurden – teils als „Nationen“ – zu Staatsgebilden, die uns Heutigen auch in der Organisation der Fläche vertraut sind. (AS)


Geschichte: Grenzen
Früher sind die Grenzen
von einem Land
anders ge-wesen als heute.
Heute sind die Grenzen um ein Land herum.
Zum Beispiel:
Um Österreich herum ist eine Grenze.
Um Deutschland herum ist eine Grenze.
Früher hat es aber viele Grenzen
in einem Land ge-geben!
Zum Beispiel:
Früher hat ein Teil von dem Land
einem Adligen ge-hört.
Ein anderer Teil von dem Land
hat einem Bischof ge-hört.
So hat es eine Grenze
in dem Land ge-geben!
Früher ist an einer Grenze
oft eine Burg ge-wesen.
Kunst: Kunst in einer Burg
Die Burg Obern-berg ist in Österreich,
an der Grenze zu Deutschland.
In der Burg Obern-berg ist eine Ausstellung:
Bilder und Figuren
von Künstlern und Künstler-innen
aus Bayern und Österreich.