Abbildung: Stella Okroi: Entwürfe für die Umgestaltung eines Bushäuschen, 2024, Skizze (Stella Okroi)

Pfarrkirchen (BY)
INN Bewegung
Profil: Künstlerische Interventionen im öffentlichen Raum;
daran anschließend:
Ausstellung der Dokumentation im Glasbau, Pfarrkirchen.
Aktionen
7. bis 14. September 2026
Aktionen im regionalen Umfeld von Pfarrkirchen;
Termine und Orte:
ab August 2026
unter Veranstaltungen
Ausstellung
3. bis 31. Oktober 2026
Glasbau e.V.
Ringstraße 9
D-84347 Pfarrkirchen
Sa: 11:00 – 14:00 Uhr
So: 15:00 – 18:00 Uhr
Künstler/innen:
Ursula Zeidler, Franziska Lankes, Anita Strasser + Lu Laumer André Hasberg, Jana Strasser, Martin van Bracht, Barbara Fischbacher, Susanne Theuerkorn, Raphaela Püscher, Stella Okroi, Susi Cichon, Peter Bauer, Waste Kessler, Die Jodlerinnen, Christian Boysen, Maya Franzen
Ko-Kurat: Franziska Lankes, Anita Strasser
Eintritt frei
Kunst
Bewegung!
Verbindungen zu schaffen, Menschen zu treffen ist bei uns auf dem Land nicht immer einfach. Ohne Auto geht’s schwerlich. Bushaltestellen und Bushäuschen gibt es viele, unscheinbar, eher lieblos aussehend, nicht gerade einladend. Die wenigen bunten, lustigen sind eine Freude. Wir wollen mehr davon.
16 Leute, Künstlerinnen und Künstler, Maler, Bildhauerinnen, FotografInnen, Lehrer und Lehrerinnen, eine Bühnenbilderin in Gemeinschaft mit Anwohnenden und Interessierten verwandeln die Holzverschlag- und Betonbushäuschen in Kunstobjekte, ein Esslokal, Bühne, Ausstellungsraum, Licht- und Geräuschraum.
Wenn schon kaum Busse fahren, wollen wir wenigstens unterhaltsam warten. Das Ganze wird von URSULA ZEIDLER fotografisch dokumentiert und in einer Ausstellung im Oktober 2026 in der Galerie im Glasbau ausgestellt.
Franziska Lankes, Anita Strasser
ANDRE HASBERG
Licht kann es werden, im Bushäuschen: Bunte oder weiße LEDs mit einem PV-Modul für Solarenergie und einem Akku. Oder: Mit einer Sicherheitsglasscheibe Richtung Osten. Idealerweise eine Zusammenarbeit mit den Kindern und Jugendlichen, die da ansonsten auf den Bus warten.
MARTIN VAN BRACHT
Zwei Worte. Bild
oder kein Bild
Warten
Warten in der Landschaft
wie lange noch
M beim Warten … aber was wird?
Wird die Zeit dann kommen
und wenn,
wohin.
BARBARA FISCHBACHER
Wir werden das Wartehäuschen in der Form und Farbwahrnehmung verändern. Es soll lustig und fröhlich werden.
MAYA FRANZEN
Das Bushäuschen, von innen mit Wendepailettenstoff ausgekleidet, wird zur Zauberhöhle. Durch Streicheln wenden sich die Pailetten. Es entstehen neue Farbflächen, Lichtreflexe und Bilder.
PETER BAUER der Bildhauer. Ein Versprechen
WASTE KESSLER
Die Landschaft als Graffiti, Sprühdosen braucht er.
DIE JODLERINNEN jodeln.
CHRISTIAN BOYSEN
Gartenkunst.
JANA STRASSER
Kameralose Langzeitbelichtungen mit UV-Licht. Bunte Baumwollstoffe, als Bildträger, über die Dauer des Projekts einem Belichtungsprozess ausgesetzt. Die Zeit vergeht und schreibt sich selbst in das Material ein. Akteurin ist die Umwelt. Sonne, Regen, Wind und Tiere hinterlassen ihre Spuren und zeichnen ein Bild.
RAPHAELA PÜSCHER
(Tanzschule Simbach/Inn)
Warten auf den Bus: Musikhören,
Abschied nehmen, Wehmut, Ankommen,
Vorfreude, Lesen, Nachrichten schreiben…

Geschichte
Schiff
Vielleicht schon in keltischer, sicher aber in römischer Zeit wurde der Inn als Transportweg
genutzt. Gewerbliche Inn-Schifffahrt wird um 1200 greifbar, von Hall in Tirol bzw. von Salzburg über die Salzach bis Passau – von dort aus mitunter weiter auf der Donau bis Belgrad.
Transportiert wurden Waren wie Salz, Eisenerz, Silber, Holz, Wein, Getreide und vieles mehr. Flussaufwärts ging es auch: Schiffe wurden über Seile auf Treidelpfaden von Pferden gezogen. Treideln war, da auf dem Rückweg, ein Transportmittel der Wahl für Exportgüter. Hierfür kamen stabile hölzerne Zillen zum Einsatz; flache, einfachere Transportschiffe, Plätten, spielten bei Ladungen, die nur flussabwärts gingen, die Hauptrolle – Flöße eher eine Nebenrolle.
Schiene
Der Inn verlor seine Bedeutung als Verkehrsweg im Laufe des 19. Jahrhunderts. Seine Achse wurde durch die Eisenbahn ersetzt. Auch im Hinterland sollte sich Mobilität bald verändern – deutlich lesbar bis heute.
Kaiser Franz Joseph I. von Österreich und König Maximilian II. Joseph von Bayern vereinbarten 1851 den Bau grenzüberschreitender Eisenbahnverbindungen. Für Anrainer des Unteren Inns waren die Strecke Kufstein – Innsbruck (Unterinntalbahn) und, etwas später, die Strecke München – Simbach/Inn von großer Bedeutung.
Die Fernvernetzung (hier: Paris – Wien, und weiter) wirkte sich auf alte Infrastrukturen aus (und erschuf neue Erzählungen: den Orient-Express). Märkte oder gar Städte ohne Bahnhof waren bald abgehängt. Die Eisenbahn blieb etwa hundert Jahre lang das moderne Verkehrsmittel zu Lande.
Straße
Ausgehend von Preußen wurde ein moderner Straßenausbau vorangetrieben. Im Königreich Bayern modernisierte man mit „Commercialstraßen“ (Staatsstraßen) und „Vicinalstraßen“ (Bezirksstraßen) die Verkehrswege. Hoch frequentiert blieben dabei lange vorwiegend jene Teilstrecken, die als Zubringer zu Bahnhöfen genutzt wurden – oft mit Fuhrwerken.
Noch in den 1920er Jahren dominierten sie zu zwei Dritteln niederbayerische Straßen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg begann – neben der endgültigen Motorisierung der Landwirtschaft die zivile Individualmotorisierung ländliche Infrastrukturen tiefgreifend zu verändern.
Autobahn
Das frühe 20. Jahrhundert brachte geteerte Straßen, zur Zeit der bürgerlichen Anfänge von
Automobilität. 1921 wurde mit der Berliner AVUS das Autobahn-Zeitalter eröffnet. Hundert Jahre später spielt in Südostbayern und Oberösterreich die ab Marktl am Inn bis Passau bislang nur in Teilstrecken ausgebaute Bundesautobahn 94 München – Passau eine wichtige verkehrspolitische Rolle in der Großregion.
Zwischen Mühldorf am Inn und Ering verläuft die Stecke grob parallel zum Inn. Erst war bei Simbach am Inn ein Abbiegen über das Innviertel Richtung Wien geplant. Österreich gab das Projekt auf, so wurde Passau zur östlichen Destination. Zustimmung sowie Gegnerschaft zum Bau bzw. Ausbau der A94 waren und sind groß.
Autobus
Das erste öffentliche Verkehrsmittel, mit dem Dörfer, Märkte und Städte vernetzt wurden, war die Postkutsche. Der kombinierte Personen- und Posttransport als Öffentlicher Personennahverkehr blieb auch, nunmehr motorisiert, bei der Kraftpost der Deutschen
Reichspost Programm – 1905 in Bad Tölz erstmals ständig eingesetzt. Heutige Regionalbusgesellschaften stehen in später Tradition dieser Unternehmen.
Der heutige Diskurs über ÖPNV auf dem Land wird mitbestimmt von Argumenten globalen Maßstabs, etwa Marktliberalisierung, Umbau der Energiewirtschaft. Zeit für einen künstlerischen Kommentar! (AS)

Geschichte: Schiff, Eisenbahn und Auto
Früher sind viele Schiffe auf dem Inn ge-fahren.
Auf den Schiffen: Viele Dinge zum Ver-kaufen.
Zum Beispiel: Salz, Wein, Getreide.
Dann ist die Eisen-bahn er-funden worden.
Die vielen Dinge zum Ver-kaufen
sind dann mit der Eisen-bahn ge-fahren worden.
Dann ist das Auto er-funden worden.
Für die Autos sind viele Straßen neu ge-macht worden.
Die Straßen für die Autos haben das Land sehr verändert.
Die Menschen heute fahren oft: mit ihrem Auto.
Die Menschen fahren aber auch oft: in Bussen.
Auf dem Land gibt es oft zu wenige Busse!
So müssen die Menschen oft lange auf den Bus warten.
Kunst: Bus-häus-chen mit Kunst!
In der Stadt Pfarrkirchen machen
Künstler und Künstler-innen
eine Kunst-Aktion für verbINNdungen.
Sie malen Bilder bei den Bus-häus-chen
und kochen Essen bei den Bus-häus-chen:
Für die Menschen, die gerade auf den Bus warten.
Die Künstler und Künstler-innen zeigen so:
„Wir möchten mehr Busse auf dem Land!“
Die Künstler und Künstler-innen machen auch
Fotos und Filme von dieser Aktion für verbINNdungen.
Sie kommen dann eine Ausstellung für verbINNdungen
in Pfarrkirchen, im Ausstellungs-Haus Glasbau.